Me, Myself & the Media » Allgemeines http://www.citydataexplosion.de Kontrolle, Selbstermächtigung und Hyperrealität im städtischen Raum Sun, 03 Nov 2013 18:59:15 +0000 http://wordpress.org/?v=2.8.4 en hourly 1 2013 http://www.citydataexplosion.de/2013/11/03/375/ http://www.citydataexplosion.de/2013/11/03/375/#comments Sun, 03 Nov 2013 18:57:05 +0000 ulf_t http://www.citydataexplosion.de/?p=375 Am 29.11.2013 beginnt eine neue Veranstaltungsreihe in der Spedition, Bremen. Aktuelle Infos zu den einzelnen Veranstaltungen unter 

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Soziale Bewegungen und Mobile Media http://www.citydataexplosion.de/2009/08/29/soziale-bewegungen-und-mobile-media/ http://www.citydataexplosion.de/2009/08/29/soziale-bewegungen-und-mobile-media/#comments Sat, 29 Aug 2009 19:41:33 +0000 ulf_t http://www.citydataexplosion.de/?p=54 treeandsteal

Oli, mit dem wir uns bei der Vorbereitung zum Projekt ausgetauscht haben, forscht zu Mobile Media und Dataveillance. Derzeit ist er auf einer Weltreise und trifft in Europa, Amerika und insbesondere Asien auf soziale Bewegungen, um sie nach ihren Praxen mit digitalen, mobilen Medien zu befragen. Letztes Wochenende habe ich Oli im IRC (Internet Relay Chat) getroffen, um ihn über seine Reise, erste Eindrücke und weitere Reisepläne zu befragen. Hier der leicht gekürzte und korrigierte Mitschnitt:

Conversation with #conversation at 22.08.2009 (23:03:33)

(23:14:03) oli [~oli@42-442-484-448.tukw.qwest.net] hat den Raum betreten.

(23:14:30) oli: hallo ulf

(23:14:47) oli: ulf_t: sorry for being late

(23:16:07) ulf_t: habe mir gerade erstmal das MOTD angesehen, war lange nicht mehr auf einem IRC server

(23:16:24) oli: na, alles ok bei dir?

(23:16:56) ulf_t: jupp, etwas zuviel arbeit zur zeit. und bei dir? viel input vermutlich?

(23:17:16) oli: mir gehts gut. seattle ist eher relaxed

(23:17:20) oli: und wenig arbeit

(23:17:26) oli: aber das ist auch mal ok

(23:17:30) ulf_t: ;)

(23:17:59) oli: wie laeuft die sache in bremen?

(23:18:21) ulf_t: ganz gut, gefühlt 1 monat mehr zeit wäre super. aber das läßt sich wohl für alle projekte sagen

(23:19:51) oli: (ich sitze hier gerade bei feunden in einem garten mit jede menge pflaumenbäumen, deren pflaumen dauernd runterfallen. muss etwas aufpassen :9)

(23:19:52) ulf_t: aber dynamiken sind nicht nur schlecht, und eine gewisse unschärfe gehört dazu

(23:20:00) oli: yep

(23:20:18) oli: ein plan, der sich nicht aendern laesst, ist ein schlechter plan

(23:20:38) oli: das ist zumindest das motto meiner reise

(23:20:40) oli: :)

(23:21:03) ulf_t: das stimmt! san diego, warum hast du das gecancelt?

(23:21:21) oli: ah, und sorry fuer typos. das netbook keyboard ist einfach zu klein fuer meine finger

(23:21:40) oli: ok, meine reise.

(23:23:55) ulf_t: und magst du kurz beschreiben, warum du diese reise machst?

(23:24:25) oli: die reise ist teil meiner forschung zu mobile media und dataveillance

(23:25:00) oli: mich interessiert, wie soziale bewegungen mobile medientechnologien einsetzen

(23:25:18) oli: ich führe interviews durch, mit einem leitfaden

(23:25:40) oli: zu den themenkomplexen mobile media, überwachung, repression und soziale bewegungen

(23:25:54) oli: (hacker und kuenstler fallen da auch manchmal rein)

(23:26:11) oli: mobile media ist alles was funkt, tragbar ist und digital

(23:26:24) oli: von rfid ueber cell phone bis wireless laptop

(23:26:39) oli: zt interessiere ich mich auch fuer die infrastruktur

(23:26:53) oli: in seattle werde ich zb matt von wireless seattle interviewen

(23:27:03) oli: die spielen auch mit mesh netzwerken rum

(23:27:06) ulf_t: und hast du ein kriterium für die interviewpartner_innen?

(23:27:31) oli: ich mache case studies artige untersuchungen

(23:27:45) oli: die interviewees behandle ich als experten

(23:28:00) oli: die aus sehr unterschiedlichen kontexten kommen

(23:28:34) oli: zb die orte: sao paulo, nyc, seattle, mexico city, tokyo, manila, bangalore und wohl auch lahore und karachi

(23:28:49) oli: also unterschiedliche kulturrelle backgrounds

(23:28:57) oli: in unterschiedlichen politischen regimen

(23:29:05) oli: und auch unterschiedliche politische ziele

(23:29:22) oli: alle haben gemeinsam, dass sie fuer soziale gerechtigkeit arbeiten

(23:29:28) oli: in dieser oder jener weise

(23:30:04) oli: es geht mir einerseits um innere mediennutzung, zb bei der republican convention 2004 in nyc

(23:30:16) oli: wie haben sich die leute koordiniert, die da protestiert haben

(23:30:29) oli: da war ein tool im einsatz, das txtmob heisst

(23:30:41) oli: damit lassen sich sms und computer verbinden

(23:30:53) oli: und sogar alle sorten von telephony

(23:31:13) ulf_t: eine vorlage für twitter…

(23:31:18) oli: kriterien sind also “struggle for social justice”

(23:31:37) oli: insgesamt gehts mir aber auch sehr darum, differenzen herauszuarbeiten

(23:32:02) oli: und dann zu untersuchen, ob die erfahrungen die an einem ort gemacht wurden fuer einen anderen ort fruchtbar gemacht werden koennen

(23:32:19) oli: das sind sachen, die einem beim blossen nachdenken nicht einfallen wuerden

(23:32:28) oli: dafuer muss man mit den leuten laenger reden.

(23:32:45) oli: ausserdem ist mein fokus ein wenig auf asien gerichtet

(23:33:03) oli: nicht nur. ich mache auch interviews in europa und den americas

(23:33:21) oli: aber asien ist grundsaetzlich unterrepraesentiert

(23:33:39) oli: obwohl dort unglaublich viel mit mobile media gemacht wird

(23:33:56) oli: zu der frage, wie ich die leute finde:

(23:34:27) oli: ich greife letztlich auf ein netzwerk von medienaktivistinnen zurueck, zu dem ich mich dazuzaehle

(23:34:41) oli: darum gehoere ich sozusagen dazu.

(23:35:04) oli: ich schreibe die arbeit auf englisch und publiziere sie als pdf unter creative commons

(23:35:11) oli: damit moeglichst viele leute was davon haben

(23:35:43) oli: und ich garantiere den leuten, dass ich sorgsam mit den rohdaten umgehe und anonymisiere auf wunsch

(23:35:55) oli: next question please

(23:36:15) oli: btw: wofuer ist das interview eigentlich?

(23:37:19) ulf_t: ;) für me, myself and the media, genauer, für unseren blog. wenn du in DE wärst nächsten monat, hätten wir dich eingeladen, so passiert das halt asynchron und textlich

(23:38:21) ulf_t: du bist ja gerade in seattle, während wir uns unterhalten. du hast jetzt ein gutes drittel deiner reise hinter dir. magst du von einem deiner bisherigen interviewpartner mehr erzählen, zb sao paulo?

(23:38:51) oli: tatsaechlich hab ich meine reise verlaengert und gehe zusaetzlich noch nach pakistan

(23:39:11) oli: mir kommts immer noch vor, als ob ich am anfang der reise bin

(23:39:32) oli: denn brasilien und usa ist der einfachere teil fuer mich

(23:39:43) oli: ok beispiele:

(23:40:08) oli: in sao paulo habe ich mehrere leute von der landlosenbewegung mst interviewt

(23:40:32) oli: mst ist ein grosser player mit viel einfluss. die machen parallel bis zu zehn landbesetzungen brasilien weit

(23:41:04) ulf_t: ~ Movimento Sem Terra ~

(23:41:14) oli: der ansatz von denen: soziale gerechtigkeit in brasilien beginnt bei der landreform

(23:41:36) oli: brasilien hat sehr grosse unbewirtschaftete flaechen, die wenigen familien gehoeren

(23:41:56) oli: und sehr viele arme landarbeiter, die kein land besitzen

(23:42:44) oli: mst ist eher hierarchisch organisiert. das ist nicht typisch fuer meine untersuchungen, denn ich beziehe mich eher auf horizontale grassroots bewegungen

(23:43:08) oli: dennoch sind sie sehr interessant fuer mich, da sie vollstaendig auf mobile phones angewiesen sind

(23:43:31) oli: sie haben mehrere kommunikationszentralen, die das geschehen koordinieren

(23:43:47) oli: da kommt internet, radio und mobile phone gleichermassen zum einsatz.

(23:43:51) oli: auch funk gelegentlich

(23:44:40) oli: mir ging es darum herauszufinden, welche probleme in der nutzung der technologien auftauchen. ob sie überwacht werden. was besser laufen koennte, etc

(23:45:05) oli: interessant ist, dass mobile phones deshalb so wichtig sind, weil zeitnahe kommunikation wichtig ist.

(23:45:22) oli: leider hatte ich keine zeit, einer besetzung beizuwohnen

(23:45:45) oli: ausserdem mache ich dann meist auch gleich eine art beratung.

(23:46:20) oli: ich veranstalte an jedem ort workshops fuer sms verschluesselung. cryptosms.org ist ein programm, dass dazu geeignet ist

(23:46:34) ulf_t: und hat sich im laufe der nutzung dieser kommunikationsmittel etwas an der org.struktur geändert? bzw. daran vorbei entwickelt?

(23:46:48) oli: die technologien ermoeglichen eine bessere und genauere koordination

(23:47:06) oli: aber da “die andere seite” das auch nutzt, ist der gewinn relativ

(23:47:32) oli: ein anderes beispiel ist eine cooperative von muellsammlern

(23:47:43) oli: hab gerade den namen nicht parat. sorry

(23:48:05) ulf_t: no prob. gibt es auch versuche, die kommunikationswege zu stören, in sie einzuwirken, um die arbeit der bewegung zu erschweren?

(23:48:16) oli: bei mst?

(23:48:19) ulf_t: ja

(23:48:36) oli: nun, das ist schwer mit bestimmtheit zu sagen

(23:49:13) oli: da will ich nicht spekulieren. generell wird das aber in brasilien anscheinend noch nicht gemacht

(23:49:27) ulf_t: und sogenannte lawful interception?

(23:49:55) oli: in brasilien ist gerade ein gesetz dazu in arbeit

(23:50:06) oli: aber es ist eigentlich egal, ob lawful oder unlawful

(23:50:19) oli: denn die polizei macht dort sowieso, was sie will

(23:50:42) oli: lula’s regierung ist seit mehreren jahren eher rechts als links

(23:50:56) oli: und die einzelnen bundesstaaten sind mehrheitlich rechts regiert

(23:51:21) oli: dh, dass die polizei in ihrer arbeit von politscher seite wenig zu befuerchten hat

(23:51:42) oli: allerdings scheint die polizei noch nicht sonderlich gut geruestet zu sein

(23:51:51) oli: sowas wie imsi catcher sind dort eher unbekannt

(23:52:26) oli: wenn das neue gesetz durchkommt, muessen jedoch alle isp’s die verbinungsdaten speichern

(23:52:37) oli: aehnlich wie in der europaeischen union

papervan

(23:55:02) oli: ein anderes beispiel:

(23:55:09) ulf_t: gerne

(23:55:27) oli: in sao paulo gibts eine anarcho-syndikalistische cooperative der muellsammler

(23:55:59) oli: die haben ihre zentrale in einem slum gebiet unter einer autobahnbruecke

(23:56:22) oli: eine ecke, in die man i.d.r. nicht geht als ortsunkundiger

(23:56:45) oli: ich hatte einen der leute kennengelernt und um ein interview gebeten

(23:56:58) oli: denn er zeigte mir stolz sein cell phone

(23:57:06) oli: das war ein neues smartphone!

(23:57:21) oli: diese leute sind sehr arm, manche koennen nicht lesen und schreiben

(23:57:31) oli: die meisten haben keine schulbildung gehabt

(23:57:52) oli: als ich dann dort war, rief er alle anwesenden arbeiterinnen zusammen

(23:58:00) oli: alle zeigten mir stolz ihre phones

(23:58:09) oli: und das waren alles neue smartphones!

(23:58:16) oli: der grund ist einfach:

(23:58:43) oli: diese leute haben vertraege mit firmen, deren muell, auch elektromuell, sie sammeln

(23:59:02) oli: aber in den vertraegen steht, dass sie die geraete erst zerstoren muessen

(23:59:15) oli: dann duerfen sie den “muell” einsammeln

(23:59:39) oli: da wandert natuerlich das eine oder andere geraet unzerstoert in die muelltonne

(00:00:16) oli: solche leute wissen wahnsinnig viel ueber ihre stadt, weil sie die “dunkle” seite, die muellseite professionell bearbeiten

(00:00:28) oli: und darueber weiss sonst niemand was

(00:00:51) oli: ausserdem sind sie schwer am recyclen und sorgen dafuer, dass das meiste wiederverwertet wird

(00:01:34) oli: die phones benutzen sie fuer notfaelle: wenn einer der collectors probleme mit der polizei bekommt, tippt er eine taste, dann wird eine massen sms an alle anderen collectors losgeschickt

(00:01:40) oli: mit den gps koordinaten

(00:01:55) oli: und die, die in der naehe sind, kommen schnell herbei und helfen

(00:02:03) oli: coole sache, was?

(00:02:08) ulf_t: wow

(00:02:49) oli: in den meisten interviews gings um mobile phones

(00:02:56) oli: sms ist sehr wichtig

(00:03:15) oli: aber da die phones auch immer mehr koennen, werden sie auch immer interessanter

(00:03:15) ulf_t: weil günstig und schnell?

(00:03:19) oli: yep

(00:03:30) oli: naja, kosten spielen schon eine rolle

(00:03:48) oli: ein ganz anderes beispiel aus nyc

(00:04:05) oli: ich habe nathan von einer free tibet bewegung interviewt

(00:04:30) oli: zur eroeffnung der olympiade in beijing haben die ein team auf den mount everest geschickt

(00:04:52) oli: ausgestattet mit einem satelliten telefon / data transmitter und video kameras

(00:05:27) oli: und sie haben medienwirksam genau zur eroeffnung eine “free tibet” live botschaft vom mount everest geschickt, die von US sendern live ausgestrahlt wurde

(00:06:05) oli: nathan sagte, dass einige sender ihr fernsehbild gesplittet hatten und eine haelfte die olympiade zeigte und die andere ihre aktion

(00:06:15) oli: das hat die vr china natuerlich sehr geaergert

(00:06:53) oli: die kosten waren gar nicht so hoch: 4000 fuer equipment (usd) und nochmal 3000 oder so fuer die uebertragung

(00:07:29) oli: ausserdem hatten sie mehrere teams in beijing

(00:07:53) oli: die alle live video streams per handy geschaltet hatten.

(00:08:01) oli: per handy meint natuerlich ueber das internet

(00:08:15) oli: leider sind die alle schnell verhaftet worden

(00:08:53) oli: nathan baut derzeit android phones zusammen, die verschluesselte partitionen haben, tor benutzen usw

(00:09:33) oli: das sind also ein paar beispiele meiner forschung :)

(00:10:09) oli: was meine forschung interessant macht: so eine kultur uebergreifende untersuchung konkreter praxen gibts nicht

(00:10:11) oli: bisher

(00:10:45) oli: diese praxen zu versammeln und die probleme die dabei entstehen, herauszuarbeiten, das ist schon interessant

(00:11:07) ulf_t: ja, vor allem da die reflektion über elektronische medien der ausbreitung hinterher hinkt.

(00:11:10) oli: ausserdem glaube ich, dass mobile phones fuer alle moeglichen kommunikationsarten schwer im kommen sind

(00:11:28) oli: gerade in den sog. schwellenlaendern und im global south

(00:11:50) oli: denn dort hat sich landline telephony fuer die massen nie durchgesetzt

(00:12:05) oli: die machen alle nen technologie sprung

(00:12:05) oli: direkt zu mobile phones

(00:12:11) ulf_t: du hast mir mal ein beispiel erzählt, wie mobiltelefon genutzt wird als kommunikationstool, ohne dass kosten anfallen

(00:12:36) oli: yep. das ist in einigen laendern in afrika praxis. leider kann ich dir das “fachwort” nicht sagen

(00:12:46) ulf_t: aber beschreiben…

(00:12:50) ulf_t: ;)

(00:13:02) oli: dort werden komplexe klingelcodes benutzt, um botschaften zu vermitteln

(00:13:18) oli: zb 3 mal klingeln lassen, pause, 3mal klingeln lassen

(00:13:29) oli: bedeutet: ich komme jetzt nach hause und bringe essen mit

(00:13:38) oli: da fallen dann keine kosten an.

(00:13:42) oli: sehr geschickt

(00:14:30) oli: ich bin sehr gespannt auf pakistan

(00:14:55) oli: die anwaltsbewegung dort benutzt mobile phones fuer ihre koordination

(00:15:04) oli: und diese leute werde ich besuchen

(00:15:23) oli: ausserdem ist pakistan sowas wie ein vergessenes land

(00:15:51) oli: karachi ist aber riesig. und hat eine sich rasant entwickelnde wirtschaft

(00:16:18) ulf_t: die anwaltsbewegung dort ist eine der wenigen kritischen, kann man sagen pro-demokratischen bewegungen im lande, oder?

(00:16:20) oli: ich hab in seattle versucht, einen reiseführer fuer pakistan zu kaufen: nirgends gabs einen

(00:16:56) ulf_t: es gibt pakistan nur auf der landkarte militärischer/terroristischer aktivitäten

(00:16:58) oli: ja, genau. die anwaelte sind nicht gerade revolutionaer, aber sie setzen sich und ihr leben ein fuer demokratischere verhaeltnisse

(00:17:17) oli: und besonders bekämpfung von korruption und staerkung der unabhaengigkeit der richter

(00:17:52) oli: das ist gerade in pakistan sehr wichtig. denn das land hat eine lange geschichte von militaer putschs

(00:18:02) oli: die immer wieder die verfassung aussetzen

(00:18:28) oli: ich mache am montag ein interview mit jemanden aus seattle, der dort war, als es 2007 hoch her ging

(00:18:44) oli: er ist anwalt und hat die leute dort unterstuetzt

(00:20:22) ulf_t: vielleicht noch zu hiesigen diskursen, auch wenn das gerade für dich weiter weg ist…

(00:20:28) oli: ok

(00:21:39) ulf_t: hier im westen wird gerne positiv auf die sozialen proteste im iran oder china hingewiesen, aber ähnliche praxen hierzulande werden ganz anders bewertet (wenn überhaupt)….

(00:22:18) ulf_t: gleichzeitig ist der mediendiskurs ein eindimensionaler, entweder euphorisch überhöhend oder techno-skeptisch

(00:22:59) oli: naja, die frage ist, wer bewertet :)

(00:23:49) ulf_t: …und wieso es scheinbar so schwierig ist, die schattenseiten zu verhandeln, ohne eine kritische aneignung zu verhindern

(00:24:54) oli: ich glaube nicht, dass der mediendiskurs wirklich eindimensional ist. die skepsis bleibt bestehen, was das alles mit uns macht und auch eine gehoerige skepsis in bezug auf überwachung. aber ggf muessen wir das genauer spezifizieren.

(00:25:40) oli: auf alle faelle ist es unglaublich schwer, eine klare linie zwischen paranoia und skepsis zu ziehen

(00:26:06) oli: dies liegt in der natur der sache

(00:26:40) oli: denn es handelt sich um etwas sehr asymmetrisches: die daten, die bei der nutzung anfallen, sind ja nicht transparent fuer die nutzer

(00:26:58) oli: es gibt also immer einen schatten. ein schatten aber ist recht farblos und hat nur umrisse

(00:27:30) oli: generell glaube ich, dass online medien eine art verfuehrung sind

(00:28:11) oli: sie suggerieren viel, koennen zb soziale zusammenhaenge suggerieren, die ggf wenig bestand haben

(00:29:08) oli: aber das gegenteil ist auch der fall: gerade soziale netzwerke, die online aufgebaut sind, koennen auch zu staerkung sozialer zusammenhaenge enorm beitragen

(00:29:41) oli: wie bei allem liegt die kernfrage bei den besitzverhaeltnissen der produktionsmittel :)

(00:30:24) oli: wenn ein autonomes techkollektiv eine soziale netzwerk software anbietet fuer aktivisten ist das eine ganz andere sache als ein laden wie facebook

(00:31:02) oli: und diese fragen sind eigentlich keine, die nur medien betreffen, sondern den gesamten lebenszusammenhang

(00:31:42) oli: menschen, die ihre praxis eher diy und selbstbestimmt versuchen zu organisieren vs. konsumenten

(00:32:04) oli: ich sehe diese trennung bei fragen von essen, arbeiten, wohnen und eben auch medien

(00:32:37) oli: vielleicht bieten medien sogar eine recht einfache einstiegsmoeglichkeit in selbstorganisation

(00:32:59) oli: das es erstmal immateriell ist. die kosten sind geringer

(00:33:31) oli: linux auf einen alten computer installieren und bei riseup.net eine mailadresse zu bekommen ist beinahe umsonst

(00:33:50) oli: was meinst du?

(00:34:19) ulf_t: ok, dann wäre eine antwort: statt facebook viele kleine selbstorganisierte kommunikationshaufen. und statt web.de ein account bei riseup….

(00:34:34) ulf_t: aber warum passieren diese praxen nur rudimentär? warum ist es viel üblicher, soziale medien spooky zu finden, aber doch ein eigenes profil bei facebook zu haben?

(00:35:33) oli: eine antwort: aufklaerung tut not!

(00:36:06) oli: andere antwort: die “spooky” seite ist anziehend?

(00:36:43) oli: ich bin mal gespannt auf pakistan, denn email ist dort kaum verbreitet, alle benutzen facebook :)

(00:37:50) ulf_t: das ist ein punkt, dass diese plattformen, von wem auch immer, parasitär nutzbar sind…

(00:38:09) oli: ausser riseup gibts noch nen haufen anderer moeglichkeiten: autistici.org, so36.net, systemausfall.org, boum.org, zeromail.org, resist.ca, …

(00:38:22) ulf_t: …und dann ist auch die flüchtigkeit (wir ziehen weiter wenn es uns nicht mehr gefällt) ein vorteil

(00:38:38) oli: ja, klar, unverbindlich

(00:39:17) oli: vielleicht ist das sehr wichtig: alle wissen, dass es eigentlich falsch ist, facebook zu nutzen

(00:39:34) oli: darum wird facebook auch nicht besonders respektierlich behandelt.

(00:39:44) oli: oder gmx oder hotmail etc

(00:39:54) oli: du kannst dir ja immer ein neues account zulegen..

(00:39:57) ulf_t: und sobald das venture capital alle ist, ist es halt vorbei

(00:40:12) oli: facebook ist zu gross. die bleiben

(00:40:23) oli: das ist inzwischen recht gut aufgeteilt, glaube ich

(00:40:37) oli: google, facebook, twitter, amazon, ebay

(00:40:45) oli: das IST das internet

(00:40:58) oli: fuer 90%

(00:41:04) ulf_t: ;)

(00:41:17) oli: youtube gehoert google, glaube ich

(00:41:26) ulf_t: jupp.

(00:42:04) oli: google ist uebrigens fuer mail in den usa unglaublich populaer

(00:42:41) oli: waehrend deren social network seite (orkult oder so) hier keine rolle spielt, aber in brasilien nummer eins ist

(00:43:07) ulf_t: orkut

(00:43:12) oli: yep

(00:43:18) oli: was auch interessant ist:

(00:43:55) oli: facebook ist deshalb so populaer in pakistan, weil die pakistanischen behoerden nicht einfach mal facebook nach daten fragen koennen

(00:44:08) oli: nur mit amtshilfe fbi

(00:44:21) oli: und das ist dann schon komplizierter

(00:44:40) ulf_t: während twitter im iran nicht weggefiltert werden konnte, facebook aber schon

(00:45:28) oli: twitter war aber auch viel wichtiger. jedoch glaube ich, dass generell twitter ueberbewertet wird in bezug auf den iran

(00:45:52) ulf_t: 99% aller #iranelection hash tags kamen aus den usa

(00:45:53) oli: wichtiger war sms und mobile telephony

(00:46:23) oli: und als nokia und siemens ihre state of the art ueberwachungstechnik installiert hatten im iran, wanderten die leute in den knast

(00:45:17) ulf_t: davon ab, kennst du apps oder projekte die mit bluetooth arbeiten? ok, ist fehleranfällig, aber für anonyme kommunikation auf kurze distanz…

(00:47:18) oli: bluetooth ist tatsaechlich interessant, denn es ist kostenlos, dezentral und im neueren standard geht die verbindung einigermassen weit

(00:47:25) oli: aber ich kenne nichts

(00:47:27) oli: du?

(00:47:31) oli: ah doch

(00:47:34) oli: hold on :)

(00:47:39) ulf_t: gerne

(00:48:29) oli: in london, die leute von consume.net arbeiten daran, dass leute per bluetooth photos und videos ueber uploadstationen in das wireless mesh network einspeisen koennen

(00:48:43) oli: aber das ist noch in development

(00:49:01) ulf_t: ah, ok

(00:49:02) oli: interessanterweise kann so auf eine applikation verzichtet werden

(00:49:18) oli: ausserdem wollten die ein bluetooth basiertes messaging system aufbauen

(00:49:30) oli: das auch auf das mesh netzwerk zuruueckgreift

(00:50:36) ulf_t: ok. ich frage, weil es für unser wochenende eine projektidee gibt, mit bluetooth und datentauschen im öffentlichen raum

(00:50:56) ulf_t: die leute, die mitmachen wollen, tragen einen blauen button

(00:51:13) oli: hehe

(00:51:24) ulf_t: und haben ihr mobiltelefon mit bluetooth angeschaltet in der tasche

(00:52:06) ulf_t: (idee genauer ist das in der straßenbahn zu machen. “diese linie ist rocknroll und metal, für drum’n'bass bitte umsteigen in die linie 10″

(00:52:37) ulf_t: und als anschluss technik gibt es immer eine kiste mit vinyl zum tauschen in der letzten sitzreihe

(00:52:45) ulf_t: ;))

(00:52:49) oli: hehe

(00:52:58) oli: ja, nettes experiment

(00:53:19) oli: zumal bluetooth in vielen phones vorhanden ist, zumindest in germany

(00:53:27) ulf_t: ja, mittlerweile in allen

(00:53:31) ulf_t: (fast)

(Anmerkung: Die Idee wurde mittlerweile verworfen, nachdem mehrere Tests die Befürchtung bestätigt haben, dass Bluetooth zu langsam und fehleranfällig ist, um unkompliziert und in überschaubarer Zeit größere Dateien austauschen zu können.)

(00:55:36) ulf_t: ok, was meint du? hier ist 1, ich würde langsam mal mein 2tes feierabend bier aufmachen

(00:55:54) oli: ich tendiere zum schluss zu kommen

(…)

(00:58:49) ulf_t: dir noch viel erfolg. und: take care!

(00:58:57) oli: na, viel spass noch mit dem projekt in bremen

(00:59:02) ulf_t: si!

(00:59:12) oli: am dienstag flieg ich nach mexico city

(00:59:17) oli: freu mich schon

(…)

01:01:40) oli: cu

(01:01:43) ulf_t: ciao

(01:01:46) oli hat den Raum verlassen (quit: Quit: Leaving.).

Die Fotos sind dem Blog zur Reise entnommen.

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http://www.citydataexplosion.de/2009/08/29/soziale-bewegungen-und-mobile-media/feed/ 0
Digitale Medien und urbane Räume: My, Myself & the Media http://www.citydataexplosion.de/2009/08/02/hallo-welt/ http://www.citydataexplosion.de/2009/08/02/hallo-welt/#comments Sun, 02 Aug 2009 21:12:45 +0000 ulf_t http://www.citydataexplosion.de/blog/?p=1 Medien schreiben sich in den städtischen Raum ein, beeinflußen seine Wahrnehmung, erweitern seine Bedeutungen und verändern seine Benutzung. Seit der Entwicklung früher Medientechniken wie der Typografie haben Medien die Entwicklung von Städten geprägt. Mit der mittlerweile alltäglich und selbstverständlich gewordenen Nutzung von digitalen Medien, von Mobiltelefonie und Internet entstehen neue vielzählige Kommunikationsebenen, die sich unsichtbar, aber dennoch immer präsent über den physikalischen Raum legen. Diese Kommunikationsebenen verändern den Gebrauch und die Zugänglichkeit urbaner öffentlicher Räume.

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Ein bereits alltäglicher Effekt sind “Cellspaces”, temporäre Verbindungen zwischen unterschiedlichen Räumen, die durch die Benutzung von Mobiltelefonie und SMS entstehen. Dabei zeigt sich eine Ambivalenz technischer Systeme: Während die Ausbreitung elektronischer, vernetzter Medientechniken für eine  unbegrenzte Vervielfältigung und einfache Übermittlung von Bildern, Texten und anderen Informationen steht, ermöglicht sie eine tiefgreifende und allgegenwärtige Kontrolle von Kommunikation und sozialen Aktivitäten (wofür sie bereits heute an vielen Stellen und mit steigender Tendenz angewandt wird). Gleichzeitig erlauben elektronischen Medien eine spontane und unmittelbaren Selbstorganisation persönlicher Netzwerke.

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Im Mittelpunkt des Projektes “Me, Myself & the Media” steht daher die Auseinandersetzung mit elektronischen, mobilen und vernetzten Medien und ihre Auswirkungen auf Wahrnehmung und Zugänglichkeit öffentlicher Räume. Das Projekt will dabei die Ambivalenzen dieser Entwicklung zwischen Hyperrealität, Kontrolle und Selbstermächtigung untersuchen.

Mehrere Arbeitsgruppen werden sich mit jeweils unterschiedlichen inhaltlichen Schwerpunkten und verschiedenen Medientechnologien auseinandersetzen und insbesondere die Schattenseiten wie Möglichkeiten untersuchen, die durch Überlagerung von Medienkanälen, Datenströmen und physikalischen Räumen entstehen. Statt fertige Ergebnisse dieser Auseinandersetzung Arbeiten auszustellen wird die ehemalige Güterabfertigungshalle der Spedition als öffentliches Labor und Arbeitsraum genutzt.

Praktische Ansätze werden im öffentlichen Raum erprobt und in den Arbeitsraum rückübertragen. Kurze Inputs und Diskussionsveranstaltungen ergänzen das Programm und wollen einen Einblick in verschiedene Aspekte dieses Thema bieten.

Die aktive Beteiligung am Projekt ist ausdrücklich erwünscht. Teilnehmer_innen können sich kontinuierlich an den Arbeitsgruppen beteiligen, oder sich sporadisch im Info- und Barbereich über das Projekt und die einzelnen Aktivitäten informieren, eine der Veranstaltungen besuchen und an den geplanten Ausflügen in den öffentlichen Raum teilnehmen.

“Me, Myself & the Media” findet vom 25. bis 27. September 09 in der Spedition, Bremen statt.

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Wir werden an dieser Stelle in den nächsten Wochen über die Projektvorbereitung berichten und Veranstaltungen und Aktivitäten während des Projekts ankündigen.

Eine Kurzinfo zum Projekt, Infos zur Teilnahme und Unterstützung des Projekts sowie weitere Informationen zum Projekt befinden sich in unserem Wiki. Über unseren Twitter gibt es fortlaufend Updates zum Projekt und Verweise auf interessante Bezugspunkte zum Themenbereich Stadt und digitale Medien.

Fotos: “antennas ” von ansik, “Wooden cellphones” von gruntzooki

edien formen urbanen Raum, bestimmen seine Wahrnehmung, erweitern seine Bedeutungen und verändern seine Benutzung. Seit der Entwicklung früher Medientechniken wie der Typografie haben sich Medien in den städtischen Raum eingeschrieben und seine Entwicklung geprägt.

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