Me, Myself & the Media http://www.citydataexplosion.de Kontrolle, Selbstermächtigung und Hyperrealität im städtischen Raum Sun, 03 Nov 2013 18:59:15 +0000 http://wordpress.org/?v=2.8.4 en hourly 1 2013 http://www.citydataexplosion.de/2013/11/03/375/ http://www.citydataexplosion.de/2013/11/03/375/#comments Sun, 03 Nov 2013 18:57:05 +0000 ulf_t http://www.citydataexplosion.de/?p=375 Am 29.11.2013 beginnt eine neue Veranstaltungsreihe in der Spedition, Bremen. Aktuelle Infos zu den einzelnen Veranstaltungen unter 

http://citydataexplosion.tumblr.com

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Die Stadt der kreativen Privatisierung http://www.citydataexplosion.de/2010/08/24/die-stadt-der-kreativen-privatisierung/ http://www.citydataexplosion.de/2010/08/24/die-stadt-der-kreativen-privatisierung/#comments Tue, 24 Aug 2010 20:19:18 +0000 citydataexplosion http://www.citydataexplosion.de/?p=329 Die Stadt der kreativen Privatisierung

Was Plakatierverbote mit der Öffentlichkeit in der Stadt zu tun haben

city.crime.control, August 2010

Als Akteure im urbanen Raum nehmen wir unfreiwillig an einem Langzeit-Versuch teil. Die Bestandteile dieses Experiments sind: die Absicht, Ansehen und wirtschaftlichen Reichtum einer Stadt durch Steuerung und Impulse zu mehren; der immer währende Wunsch nach Reglementierung und Beherrschung eines zu Entropie neigenden urbanen Raums; sowie der etwas neuere Ansatz, immaterielle Faktoren (behelfsweise unter dem diffusen Begriff Kreativität zusammengefasst) für diese Ziele nutzbar und nutzbringend zu machen. Da dieses Unterfangen eben experimentell ist, wird mal mit scharfer Klinge, mal mit flauschigen Wattebäuschen hantiert in der Hoffnung, das der Körper dadurch wohlgeformter wird, rund und harmonisch, aber immer noch ein wenig eckig und eigen bleibt.

Der hierfür postulierte Wettkampf um Aufmerksamkeit, Beliebtheit und Erfolg der Städte ist Triebfeder und fragwürdige Rechtfertigung zugleich. Deutlichste Zeichen dieses Antriebs sind Spektakel und bauliche Großprojekte, wie derzeit die Kulturhaupstadt Ruhr.2010 oder der Bau der Elbphilharmonie in Hamburg. Dabei leiden die Stadtverweser an einer gewissen Schizophrenie. Denn in ihrer Ausrichtung sind diese Rezepte in den westlichen Metropolen weitgehend ähnlich, während sie darauf abzielen, eine Unterscheidbarkeit zwischen den (geformten) Städten herauszuarbeiten. So neigen sie zu gleichförmigen Ergebnissen, wenn auch weniger in der Betrachtung einzelner »Leuchtturm«-Projekte diese versuchen ja gerade, die schnöde Realität zu überstrahlen , als in ihren Auswirkungen auf das soziale und kulturelle Klima einer Stadt.

In der Stadtentwicklung wird versucht, alle Ebenen der Kulturproduktion für die eigenen Ziele einzusetzen. Bestandsschutz jedoch und Selbstbestimmung für die freien No- oder Low-Budget-Projekte, für soziale und politische Initiativen sowie eine Existenzsicherung der Akteure sind Fehlstellen im derzeitigen städtischen Paradigma. Diese haben von dieser Instrumentalisierung meist nicht mehr, als dass sie sich in den Imagebroschüren des Stadtmarketings wieder finden. Das Motto »Wandel durch Kultur« bedeutet für die Kulturproduktion eine Umklammerung aus brotloser Liebkosung und ruppiger Gängelung, ohne dass sich an der rechtlichen wie ökonomischen Ent-Sicherung – die neben der immer schon prekären Kulturarbeit heute weite Teile der Gesellschaft betrifft – etwas ändern würde.

In diesen Untergeschossen der Kulturproduktion sind selbstproduzierte Flyer, Aufkleber und Plakate das günstigste, effektivste, und mangels anderer Ressourcen oft das einzige Mittel, um die eigenen Aktivitäten über den unmittelbaren Kontext hinaus bekannt zu machen. Diese Medien sind dabei Informationsträger im öffentlichen Raum, die sich zwischen die Schaufenster des Einzelhandels und die Werbeflächen der Industrie quetschen. Spätestens aber seit dem Aufkommen von Matrizendruckern und XEROX-Fotokopierern versucht auch die Stadtverwaltung in Bremen, freies Plakatieren zu reglementieren. Dafür wurden Verordnungen erlassen, exemplarische Bestrafungen vorgenommen und periodisch ein medialer Verwahrlosungsdiskurs genährt. Alle Maßnahmen hatten bislang nur zeitlich und örtlich begrenzten Erfolg. Das freie Plakatieren gehört erfreulicherweise weiterhin zum Stadtbild, ebenso wie die vielen anderen visuellen Ausdrucksformen wie Graffiti, Street Art, Tags und Sticker. Die Eindämmungsversuche wiederum beziehen sich auf einen Diskurs, der zerfledderte Plakatwände als Wegbereiter eines Abstiegs von Stadtteilen sieht. Dieser scheinbar zwangsläufige Abstieg würde mit ästhetischen »Beeinträchtigungen« beginnen, über Vandalismus und Drogendelikten zu einem sozialen und wirtschaftlichen Abstieg führen und sein Ende in einer völligen Verslumung finden. Dieser, übrigens sehr umstrittenen, These wird sich seit Jahren, mal in dezenter, mal in lauter Tonlage, auch in Bremen bedient, ohne dass ihre Zwangsläufigkeit durch stete Wiederholung an Plausibilität gewinnen würde. Ungeachtet der Ursachen und Wirkungen von sozialen Veränderungsprozessen werden damit aber kontrollgesellschaftliche und polizeiliche Mittel als einzige wirksame Antwort aufgestellt. Dabei besteht der Verdacht, dass mit diesem Diskurs weniger das Gemeinwohl im Vordergrund steht, sondern vielmehr ein Protektionismus für den örtlichen Einzelhandel. Zumal dessen Interessen durch die Einführung von Business-Improvement-Distrikten (wie jüngst im Viertel) weitgehende Gestaltungs- und Steuerungsmöglichkeiten über den öffentlichen Raum gegeben wird.

Stromkasten mit leeren Plakatrahmen

Da sich die bisherigen Gegenmaßnahmen gegen das Plakatieren als nicht sehr wirkungsvoll erwiesen haben, ist der aktuelle Ansatz der bremischen Stadtverwaltung, die Oberflächen städtischer Funktionsobjekte jeder Art, von Mülleimern bis zu Stromkästen und Verteilerhäuschen und somit aller gut geeigneten Flächen für das Anbringen von Plakaten und Aufklebern, zu privatisieren. Sie werden einem Unternehmen, der sk kulturwerbung, überlassen, damit diese sie vermarktet, vor allem aber vor dem Zugriff durch andere schützt. Da diese Überlassung weder verständlich ist noch in den meisten Fällen erfolgreich vermarktet wird, kleben an allen Stromkästen kleine gelbe Warnhinweise. Damit werden diese Flächen als Eigentum der sk kulturwerbung markiert, die Nutzung als Plakatflächen verboten und bei Verstoß gegen diese Übernahme mit einem halben Dutzend Paragraphen gedroht. Diese Überlassung ist eine Enteignung im doppelten Sinn: Zum einen werden nicht-wirtschaftlich genutzte Flächen im öffentlichen Raum einer Vermarktung zugeführt und damit der Nutzung als frei zugängliche Kommunikationsmedien entzogen, zum anderen werden diese Flächen von einem Unternehmen verwaltet, das keiner direkten demokratischen Einflussnahme mehr unterliegt und alle Nutzungsformen dieser Flächen als abmahnbares Handeln von Konkurrenten sieht.

Warnhinweis der sk kulturwerbung

Immer wieder gehen die Anwälte dieser Firma, die anscheinend allein für diesen Zweck gegründet wurde, gegen jene Kulturprojekte in der Stadt vor, für deren Veranstaltungen auf diesen Flächen geworben wurde. Mit der Androhung von drastischen Konsequenzen werden sie aufgefordert, die Rechte der sk kulturwerbung schriftlich anzuerkennen und die Verantwortung für die nicht erkaufte Nutzung der städtischen Flächen zu übernehmen. Solange die Betroffenen diese Drohung nicht zurückweisen – angesichts der rechtlichen Fragwürdigkeit dieses Vorgangs eine vernünftige Reaktion –, akzeptieren sie mit ihrer Unterschrift, dass bei einem Verstoß gegen die Vereinbarung 15.000 Euro Vertragsstrafe zu zahlen sind. Die Höhe dieser Summe ist für die meisten Projekte existenzgefährdend und bedroht ihre alltägliche Arbeit.

Vor zwölf Jahren wurde eine Antwort auf solche städtischen Regulationsbestrebungen formuliert. Als im Rahmen einer »Aktion Saubere Stadt« ein weiterer Vorstoß unternommen wurde, freies Plakatieren zu verbieten – und damit der Weg für die jetzige Privatisierung bereitet wurde –, starteten verschiedene Einrichtungen und Projekte eine Gegenkampagne unter dem Motto »Plakatieren erwünscht!«. Kern dieser Kampagne war der Anspruch, dass es kostenfreie Plakatflächen geben muss, damit subkulturelle und politische Projekte öffentlich für ihre Arbeit werben können. Von den damaligen Verantwortlichen des Verbots wurden Gespräche eingefordert, in deren Verlauf jedoch lediglich ein geringfügiger Rabatt für kostenpflichtige Werbeflächen angeboten wurde. Die Gespräche wurden deshalb von den Initiativen abgebrochen. (In der Folge gründete sich aus dem Bündnis übrigens die Gruppe city.crime.control, um Stadtentwicklung und Stadtpolitik in ihren verschiedenen Ausformungen zu kritisieren.)

Fakisimile Plakatieren erwünscht!

Plakat der Kampagne "Plakatieren erwünscht!" von 1998

Weiterhin ist freies Plakatieren eine wichtige Kommunikationsform. Sie ist Teil dessen, was den Raum zwischen gebauter Architektur, den Verkehrswegen, Plätzen und Bürgersteigen zu einem öffentlichen Raum macht. Solange sich nicht von dem Konzept der Privatisierung und Vermarktung verabschiedet wird, sind von Appellen an die Verantwortlichen ein paar armselige Reservate für »Kulturplakate« als maximale Antwort zu erwarten. Deshalb gilt es vielmehr, als Minimum zu fordern: Freies Plakatieren als öffentliche Kommunikation zu respektieren und die Privatisierung von städtischen Flächen zu beenden, damit diese weiterhin als allgemein zugängliche Allmendefläche genutzt werden können.

city.crime.control
August 2010
info@citycrimecontrol.net
http://citycrimecontrol.net

>> Die Stadt der kreativen Privatisierung (PDF Version, 245 KB)
>> “City of creative privatisation” – english version of this text

]]> http://www.citydataexplosion.de/2010/08/24/die-stadt-der-kreativen-privatisierung/feed/ 2 City of creative privatisation http://www.citydataexplosion.de/2010/08/24/city-of-creative-privatisation/ http://www.citydataexplosion.de/2010/08/24/city-of-creative-privatisation/#comments Tue, 24 Aug 2010 20:17:00 +0000 citydataexplosion http://www.citydataexplosion.de/?p=349 Fly posting and the public realm in Bremen

By city.crime.control, august 2010

As actors in urban space we are involuntarily participating in a long-term experiment. This experiment consists of: the intention to improve the image and economic performance of a city through control mechanisms and impulses; the continuous desire for regulation and domination of urban space with its entropic tendencies; as well as the somewhat newer approach to use and make useful immaterial factors (often summarised under the diffuse notion of creativity) for these ends. Since this endeavour is experimental, however, it draws both on harsh methods and soft measures – in the hope that this helps to improve the formation of the body, sound and harmonious, yet leave it edgy and quirky enough.

Die Stadt der kreativen Privatisierung

The competition for attention, popularity and success of cities postulated towards this end is both main impetus and questionable justification. The most obvious sign of this drive are spectacles and architectural mega projects, such as the European Capital of Culture, Ruhr.2010 and the construction of the »Elbphilharmonie« in Hamburg. Urban administrators, however, are suffering from a specific schizophrenia: whilst these recipes are broadly similar trends in western metropolises, they simultaneously aim to achieve distinctiveness between the (formed) cities. This leads to uniform results – perhaps apart from particular iconic projects, as these conversely attempt to shine through the disdainful reality – particularly so however, in terms of ramifications for the social and cultural climate in cities.

Urban planning tries to make use of all dimensions of cultural production for its own ends. What is missing from this contemporary urban paradigm, however, is the right of continuance and continuation permits as well as self-determination for independent no- or low-budget projects, for social and political initiatives and last but not least the means to secure the livelihood of their actors. They often gain no more from this instrumentalisation than to feature in the image brochures of city marketing. For cultural production the motto ‘Change through Culture’ leads to the stranglehold of unprofitable fondling and rough patronising dominance without changing either legal or economic destabilisation, which pertains – besides the ever precarious cultural activity – to large segments of contemporary society.

In these ‘basements’ of cultural production, self-made flyers, stickers and posters are the cheapest, most effective and for want of other resources often the only means to publicise their activities beyond the immediate context. These media are carriers of information in the public realm, which are squeezed in between the display windows of retailers and industrial advertising spaces. Since the emergence of spirit duplicators and XEROX photocopiers at the latest, the urban administration in Bremen attempts to regulate fly posting for good. To this end, they issue by laws and exemplary penalties while periodically nurturing a medial discourse of decay. So far, all these measures were only successful to temporarily and spatially limited extents. Fortunately, fly posting continues to be part of the cityscape, similarly to other visual forms of expression such as graffiti, street art, tags and stickers. The attempts of a containment policy, conversely, pertain to a discourse according to which tattered billboards and hoardings are the precursor of the decline of neighbourhoods. This seemingly inevitable decline is seen to begin with aesthetic ‘depreciation’, followed by vandalism and drug-related crime and leading to social and economic decline, resulting in its complete slummification. This theory serves since many years, variously in a more discreet or more aggressive pitch, in urban policy in Bremen, without its inevitability winning plausibility in constant repetition. Regardless of the causes and consequences of processes of social change, this reinforces the idea to establish social control and policing methods as the only effective response. One is bound to entertain the suspicion that this discourse focuses less on public welfare and rather serves to protect local retail and economic interests. This is particularly imminent in the face of the introduction of business improvement districts (such as lately in Bremen’s Viertel) that create wide-ranging means of control with respect to the gestalt and design of public space.

Stromkasten mit leeren Plakatrahmen

Since the measures against fly posting so far have proven not to be very effective, the current approach of the urban administration in Bremen privatises the surfaces of urban functional objects of all kinds, from rubbish bins to electric wiring boxes and hence all surfaces well-suited for attaching posters and stickers. They are entrusted to an agency, the sk kulturwerbung, so that they market these surfaces, but primarily safeguard them from access by others. Since this cession is neither comprehensible nor in most cases successfully marketed, each wiring box features little yellow warning notices. These mark the surfaces as the property of sk kulturwerbung, prohibit using them to attach posters and threaten with half a dozen paragraphs against their infringement. This cession is a dispossession in a double sense: on the one hand, surfaces in the public realm that are not economically exploited are commodified and thereby withdrawn from their usage as free and useful communication platform; on the other, the surfaces are managed by an agency that is not subject to direct democratic influence and instead sees any usage by others as to be admonished behaviour of competitors.

Again and again the attorneys of this agency, which apparently was founded with only this aim in mind, proceed against those cultural projects in the city whose events used to be advertised on these surfaces. By means of threatening with drastic consequences they are summoned to acknowledge the rights of the agency in writing and to take responsibility for the usage of urban surfaces. As long as those concerned do not revoke this threat – which in the face of the legal shiftiness is a sensible reaction – they accept with their signature that in the case of an infringement against the Memorandum of Understanding to pay a contractual penalty of 15,000 Euros. This sum is for most projects existentially threatening and endangers their daily work.

An answer to such efforts of urban regulation was formulated twelf years ago. When in the context of an  ‘Aktion Saubere Stadt’ (Action Clean City) another advance was made to ban fly posting – preparing the ground for the current privatisation – various organisations and projects started a counter campaign under the motto ‘fly posting welcome!’. The quintessence of this campaign was the demand that free hoarding must be available at no cost so that subcultural and political projects can publicly advertise their activities. From those responsible then they demanded a dialogue in the course of which merely an insignificant discount was offered. The dialogue was consequently called off by the initiatives. (Subsequently, this led to the formation of the group city.crime.control by members of the campaign in order to criticise urban development and policy in their different forms.)

Fakisimile Plakatieren erwünscht!

Poster of the campaign "Fly posting welcome!", 1998

Fly posting remains an important means of communication. It is part of what makes up the space between built architecture, traffic routes, squares and sidewalks. So long as the concept of privatisation and commodification remains unchallenged, appeals to those responsible will not result in more than at most a few miserable reservations for ‘cultural posters’. This is why it is so important to demand the minimum [or indeed the impossible (Chatterton 2010)]:
free fly posting must be respected as public communication and the privatisation of these urban scapes be stopped so that they can continue to be used as publicly accessible commons.

city.crime.control
August 2010
info@citycrimecontrol.net
http://citycrimecontrol.net

Translated by Anna Richter, city.crime.control

>> German version of this text

Reference
Chatterton, P. (2010) The urban impossible: A eulogy for the unfinished city, City 14(3), pp. 234 – 244.

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Alle haben jetzt Handys (26 + 27.2.2010) http://www.citydataexplosion.de/2010/02/03/alle-haben-jetzt-handys-26-27-2-2010/ http://www.citydataexplosion.de/2010/02/03/alle-haben-jetzt-handys-26-27-2-2010/#comments Wed, 03 Feb 2010 20:04:17 +0000 ulf_t http://www.citydataexplosion.de/?p=318 citydata_2010-02_web_k

„Alle haben jetzt Handys“ // Vortrag und Workshop zu mobilen Medien und Selbstorganisation // 26. und 27.2.2010 in Bremen

// Fr, 26.2.2010, 20:00 Vortrag über die Nutzung mobiler Medien in sozialen Bewegungen und Protesten ausserhalb Europas // Mobiltelefone sind sowohl Instrumente der Kontrolle und Überwachung, als auch Werkzeuge der Selbstorganisation und Selbstermächtigung. Die Benutzung von Mobiltelefonie ergibt neue Formen und Möglichkeiten der Organisation von Bewegungen und Protesten. In dem Vortrag werden Initiativen und Organisationen aus Asien, Süd- und
Nordamerika und ihre Erfahrungen mit mobilen Kommunikationstechniken vorgestellt.
// zakk | klubraum, Sielpfad 11, Bremen, http://zakk.klubraum.org

// Sa, 27.2.2010, 13:00 Hands-on Workshop zur SMS Verschlüsselung mit CryptoSMS // Mit CryptoSMS können SMS ver- und entschlüsselt werden. Dieses Tool ist dabei so einfach wie möglich konzipiert, um auch Menschen, die keine
Erfahrungen mit Verschlüsselung haben, eine einfache Nutzung zu ermöglichen.
Der Workshop führt in die Funktionsweise der Software, ihrer Installation auf verschiedenen Telefonmodellen und ihre praktische Anwendung ein.
// Infoladen Bremen, St. Pauli Str. 10-12, Bremen

// Die Teilnahme am Workshop ist kostenfrei, eine formlose Anmeldung an workshop@citydataexplosion.de erbeten. Grundlage für den Workshop sind neuere Mobiltelefone mit Internetverbindung (GPRS, UMTS und/oder WLAN), bitte mitbringen! Eine Liste dafür geeigneter Geräte befindet sich unter http://cryptosms.org/devices.html.

Eine Veranstaltung von citydataexplosion und der Rosa Luxemburg Initiative Bremen,

Foto von sewaburkina, www.flickr.com/photos/solar_energy/, Creative Commons BY_NC_SA Lizenz

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Im Reich des polizeilichen Zartgefühls http://www.citydataexplosion.de/2010/01/01/im-reich-des-polizeilichen-zartgefuhls/ http://www.citydataexplosion.de/2010/01/01/im-reich-des-polizeilichen-zartgefuhls/#comments Fri, 01 Jan 2010 17:58:03 +0000 taboo http://www.citydataexplosion.de/?p=277 weg2

Von Lars Schmid

„Wir sind in das Reich des polizeilichen Zartgefühls eingetreten.“ Diese Diagnose stellte die Situationistische Internationale (SI) bereits in den 1960er Jahren. 1 Eine Formulierung, die deshalb so treffend ist, weil sie ein Paradox formuliert und Dinge zusammenbringt, die erfahrungsgemäß nicht zusammen gehören, eben Polizei und Zartgefühl. Ob und wie Polizei und Zartgefühl zusammenhängen, ist die Frage, die diesen Beitrag beschäftigt.

Dieser Text ist die schriftliche Version des Vortrags, den Lars Schmid am 24.9.09 im Rahmen der Veranstaltung “Kontrolle der Räume” gehalten hat.

I: Jacques Rancières Begriff der Polizei

Wenn überhaupt eine Chance bestehen soll, die Verbindung herzustellen, dann nur, wenn Polizei anders gedacht wird denn als repressiver Staatsapparat, anders als das, was man gemeinhin unter der Polizei versteht. Einen Vorschlag, Polizei allgemeiner und grundsätzlicher zu denken, macht Jacques Rancière: „Die Polizei ist zuerst eine Ordnung der Körper, [...] die dafür zuständig ist, dass diese Körper durch ihre Namen diesem Platz und jener Aufgabe zugewiesen sind; sie ist eine Ordnung des Sichtbaren und des Sagbaren, die dafür zuständig ist, dass diese Tätigkeit sichtbar ist und jene andere es nicht ist, dass dieses Wort als Rede verstanden wird, und jenes andere als Lärm.“ 2

Polizei ist hier ein Begriff, um ein Ensemble von Machttechnologien zu bezeichnen, die ordnend im Bereich des Sinnlichen operieren und festzulegen versuchen, wer wo auf welche Weise erscheinen darf, wer was wo wie zu sagen hat, wer wie gesehen oder übersehen wird. Die Polizei bestimmt, so Rancière an einer anderen Stelle, die „Eigenschaften der Räume“. 3 Komplementär dazu ordnet die Polizei die Körper, indem sie ihnen Namen zuweist (sie identifiziert) und Ihnen (lokalisierbare) Plätze und Aufgaben gibt.

Aus der Definition Rancières ergeben sich verschiedene Konsequenzen. Das Wirken der Polizei wird im Bereich des Sinnlichen lokalisiert, sie operiert als Wahrnehmungs- und Kommunikationsregime, nicht als Staatsgewalt (mit Betonung auf Gewalt). Mit diesem Perspektivenwechsel erscheint auch all das, was man gemeinhin oder im herrschenden öffentlichen Diskurs als Politik bezeichnet, als Terrain polizeilichen Handelns. Die Erweiterung des Polizei-Begriffs auf alle möglichen Formen ordnender, aufteilender Strategien und Techniken wirft die Frage nach der Rolle der „herkömmlichen“ Polizei auf, d.h. der Polizei, auf der in Großbuchstaben Polizei draufsteht. Rancière bezeichnet sie als die niedere Polizei. 4

II: sanfte und niedere Polizei:

Diese niedere Polizei kommt immer dann ins Spiel, wenn die sanften Formen der Machtausübung versagen, weshalb Rancière formulieren kann:

„Es ist die Schwäche und nicht die Stärke dieser Ordnung [der sanft-polizeilichen, L.S.], die in bestimmten Staaten die niedere Polizei anschwellen lässt bis zur Übertragung der Gesamtheit der Funktionen an sie.“

Die Frage ist, ob sich die niedere Polizei auf eine Art böses Paralleluniversum zur sanften Polizei reduzieren lässt, das dann auf den Plan tritt, wenn die sanft-polizeiliche Ordnung in ihrem Funktionieren gestört wird. Ich möchte vorschlagen, die niedere Polizei als notwendige Bedingung des Funktionierens der sanft-polizeilichen Ordnung zu begreifen, da die Wirksamkeit der sanften Machtmechanismen letztlich auch davon abhängt, dass sie glaubwürdig mit dem Einsatz der niederen Polizei drohen können. Auch wenn Technologien wie die Teleüberwachung auf eine Internalisierung der Überwachung zielen, d.h. die Selbstüberwachung forcieren und auf eine präventive Anpassung der überwachten Subjekte an die herrschende Ordnung hoffen, ist es doch wenig plausibel, dass dieses Ziel erreicht werden könnte, wenn es nicht diese Drohung mit einer Sanktion der niederen Polizei gäbe. Auch die Wirksamkeit von Kamera-Attrappen spricht nicht gegen diese These, weil erstens die überwachten Subjekte nicht wissen können, dass die Drohung der Kameras eine leere Drohung ist und weil zweitens ein nur auf Attrappen basierendes Überwachungsnetz vermutlich wirkungslos würde, sobald sich herumspräche, dass Verstöße gegen die Ordnung folgenlos bleiben.

Sanfte und niedere Polizei sind notwendig aufeinander bezogen. Das Reich des polizeilichen Zartgefühls ist immer auch ein Reich der Polizei-Gewalt. Und die Grenzen zwischen beiden sind sehr fließend. Das zeigt sich etwa an der Figur, des „Polizei-Communicators“, der ein Moment der sanften Polizei auf dem Feld der niederen verkörpert.

III: die Polizei in den Kontrollgesellschaften

Rancière nennt als eine der Funktionen der Polizei die Aufgabe, jedem Körper einen Platz zuzuweisen. Diese Formulierung scheint eher auf polizeiliche Strategien innerhalb von Disziplinargesellschaften anzuspielen, in denen Macht, wie Foucault gezeigt hat, über die Vereinzelung, Isolierung, Immobilisierung und Überwachung der Körper ausgeübt wird. 5 Im Übergang zur Kontrollgesellschaft verschwindet der – um die Begriffe von Deleuze zu benutzen – der gekerbte Raum. Die Räume werden glatt, nicht die Festsetzung, sondern die Mobilisierung und Beweglichkeit der Körper müssen in den Kontrollgesellschaften gewährleistet werden. 6

Diesen Übergang von der Disziplin zur Kontrolle lässt sich wiederum gut an der Ablösung der Überwachungs- und Normierungsarchitektur des Panoptikums durch das Netzwerk der Teleüberwachung zeigen. Beiden Überwachungsdispositiven gemeinsam ist der überwachende Blick und mit ihm die ‚Hoffnung’ (die Hoffnung in der Polizei), dass der fremde Blick zum eigenen, der überwachende Blick internalisiert wird. Einer der wesentlichen Unterschiede ist aber, dass der Raum der Überwachung vollkommen anders organisiert ist. Um die Wirksamkeit des Panoptikums sicherzustellen, war es notwendig, jedem Häftling eine Zelle zuzuweisen, die Körper zu immobilisieren. Die Teleüberwachung dagegen operiert (insofern sie nicht als Element einer Festungs-/ Abgrenzungsarchitektur auftritt) in offenen Räumen. Das Objekt der Kameras im Stadtraum ist die Menge in Bewegung, sind die Verkehrsströme.

Ich würde die These wagen, dass die zentrale Funktion der Polizei innerhalb der Kontrollgesellschaften die Verkehrskontrolle in allen möglichen Formen ist. Sie soll den reibungslosen Fluss ermöglichen oder gegebenenfalls Bewegung unterbinden (wie an der EU-Außengrenze).

Interessant ist in diesem Zusammenhang ein kurzer Abstecher zum Intelligent-Pedestrian-Surveillance-System, einem System der automatisierten Überwachung, das Alarm schlägt, wenn die Kameras ‚Auffälligkeiten’ beobachten, also Szenen, die aus dem gewohnten Gang der Dinge herausfallen. Als ‚auffällig’ registrieren die Kameras nicht zuletzt unbewegliche, stillstehende Körper. Ein Körper, der sich nicht im ‚gebotenen’ Tempo durch die Stadt bewegt, ist – so die Logik des Systems – zumindest des Herumlungerns, der unproduktiven Zeitverschwendung verdächtig. 7

Die Polizei, so könnte man in Ergänzung zu Rancières Definition formulieren, hat auch die Aufgabe, jene Bewegung zu ermöglichen und diese zu unterbinden. Sie hat für den reibungslosen Fluß zu sorgen und wird deshalb Verkehrspolizei auf dem glatten Terrain der Kontrollgesellschaft. Und dies gilt gleichermaßen für die sanfte und die niedere Polizei, für die Techniken der Bewegungskontrolle in Shopping-Malls wie für die gewaltsame Unterbindung von Migrationsbewegungen.

weg_grünanlage

IV: Im Reich des polizeilichen Zartgefühls: Das Kabelwerk in Wien Meidling

Nach diesen Bemerkungen über Begriff und Funktion der Polizei soll es jetzt um eine städtebauliche Manifestation eines sanften polizeilichen Regimes gehen:

Das Kabelwerk im 12. Wiener Gemeindebezirk Meidling ist ein Ende der neunziger Jahre entstandener (und bis heute nicht ganz fertig gestellter) Wohnbezirk für ca. 3000 Menschen auf dem Gelände einer ehemaligen Kabelfabrik. Und es ist ein Beispiel, wie es im Reich des polizeilichen Zartgefühls zugeht. Das Kabelwerk (claim: „ein Stück Stadt“) wurde mit exzessiver und durchaus ernst gemeinter Bürgerbeteiligung entwickelt mit dem Ziel, eine Identifikation der BewohnerInnen mit dem Areal zu ermöglichen. Ausdrückliches Ziel war außerdem, keine gated community zu schaffen. Und tatsächlich gibt es auf dem gesamten Gelände keine oder zumindest kaum Zäune (außer um die Gärten der Eigenheime), lediglich einige Poller an den Zufahrten, denn das Kabelwerk ist autofrei. Es gibt außerdem auffallend wenige Überwachungskameras, keinen Sicherheitsdienst und insgesamt sehr wenige Spuren der niederen Polizei. Dafür gibt es tatsächlich eine Graffitistraße mit einer riesigen Betonwand (Die Rückwand des Parkhauses), die in Zukunft besprayt werden soll.

Interessant an dem Areal ist, dass sich dort kaum Spuren einer Nutzung / Aneignung durch die BewohnerInnen finden lassen, was sich als Ausdruck einer weitreichenden ‚Selbst-Polizierung’ des Areals lesen lässt. Überwachungskameras sind überflüssig, wenn die AnwohnerInnen diesen Job von ihren Balkonen aus erledigen. Und für Graffitis gibt es ja die ausgewiesene Fläche – auf dem gesamten Areal findet man lediglich 3 oder 4 tags. Die Selbst-Polizierung geht so weit, dass man sich auch als Fremder kaum traut, seine Kippen auf den Boden zu werfen, weil man sich sicher sein kann, dass dies zumindest missbilligende Blicke auf sich zieht. Das Forum mykabelwerk.com stellt außerdem sicher, dass sich eine Beschwerde-Öffentlichkeit bildet, die auf jede kleine Störung der gewohnten Ordnung sofort reagiert. Für das Funktionieren der Selbst-Polizierung der Kabelwerk-BewohnerInnen scheint außerdem wichtig zu sein, dass es auf dem Gelände ein Haus für temporäres Wohnen gibt, in dem hauptsächlich Studierende leben, darunter viele Migranten. Und mit ihnen haben die BewohnerInnen ein Gegenüber gefunden, in dessen Angesicht sie sich als Quartiers-Bürger-Polizei konstituieren können. Eine lange Wiener Tradition wird hier aufgenommen: Die Gefahr kommt von „den Türken“ – das hört man zumindest sehr regelmäßig von den AnwohnerInnen.

Doch selbst das Kabelwerk kommt nicht ohne die niedere Polizei aus, die 3-4 mal am Tag Streife fährt (trotz Autofreiheit). Diese Kontrollfahrten dienen aber anscheinend beinahe ausschließlich dazu, dafür zu sorgen, dass niemand sonst mit dem Auto auf das Gelände fährt – da ist sie wieder, die Verkehrspolizei. 8

V: Was tun?

Wie lässt sich das geordnete und saubere Reich des polizeilichen Zartgefühls, wie es sich im Kabelwerk prototypisch realisiert, in Unordnung bringen?

Im Rahmen eines „performativen Mappings“ des Kabelwerk-Areals durch die Performance-Company red park 9 wurde eine interessante Erfahrung gemacht mit einem kleinen Projekt, das sich im Nachhinein als eine anti-polizeiliche Maßnahme begreifen lässt, in dem Sinne, dass es durchaus eine Ordnungsmaßnahme war, die in die alltägliche Ordnung interveniert: Eine sehr ordentliche Linie aus rotem Gaffa wurde durch das Areal gezogen. Die rote Linie führte auch zielstrebig auf einen kurzen Trampelpfad zu, den sich die Bewohner als Abkürzung auf dem Weg zur U-Bahn gebahnt hatten (und dieser Trampelpfad ist einer der ganz wenigen Spuren irgendeiner Aktivität auf dem Areal). Dass der Trampelpfad durch die rote Linie zum Teil eines offiziellen Wegenetzes wurde, dass ihm überhaupt Aufmerksamkeit geschenkt und die Aufmerksamkeit darauf gelenkt wurde, löste wenn nicht einen kleinen Skandal so doch eine Fülle von Beschwerden aus, was dazu führte, dass eine Einwohnerin die rote Linie schließlich entfernte. Unsere völlig sinnlose Ordnungmaßnahme wurde als eine Form der Unordnung wahrgenommen, die in den Augen der AnwohnerInnen die Gefahr barg, andere Unordnungsmaßnahmen nach sich zu ziehen. Die Ordnung musste wiederhergestellt werden, indem die Linie beseitigt und der Trampelpfad wieder ‚unsichtbar’ gemacht wurde. 10

Ich möchte nicht behaupten, dass diese Aktion in irgendeiner Form Modellcharakter beanspruchen kann. Es könnte sich jedoch lohnen, darüber nachzudenken, ob diese Strategie einer anti-polizeilichen Aktion Potenzial hat. Anti-Polizeilich heißt – noch einmal – nicht, dass es eine konfrontativ gegen die (sanfte oder niedere) Polizei gerichtete Maßnahme ist. Es heißt eher, die Ordnung des Sichtbaren offenzulegen, ohne einfach als Moment der Unordnung zu erscheinen, der leicht ignoriert werden kann. Gerade weil sich die rote Linie ihrer Einordnung entzog (mit einem Graffiti ist man diskursiv leicht fertig, es ist einfach eine Schweinerei), wurden die polizeilichen Einordnungen und die gewohnten Spaltungen schwierig. Und genau in dieser Infragestellung der polizeilichen Strategie der Spaltung in Ordnung und Unordnung, Sauberkeit und Dreck, Kunst und Schmiererei, liegt ein Moment des Politischen.

Anmerkungen:

1 zu den Positionen der SI vgl.: Roberto Ohrt: Der Beginn einer Epoche – Texte der Situationisten, Hamburg 1995.
2 Jacques Rancière: Das Unvernehmen, Frankfurt am Main 2002.
3 Man könnte sagen, Rancière entwickelt hier ein szenisches Konzept der Polizei.
4 Vgl. J. Rancière: Das Unvernehmen, a. a. O., S. 40.
5 Vgl. den Klassiker: Michel Foucault: Überwachen und Strafen – Die Geburt des Gefängnisses, Frankfurt am Main 1976
6 Vgl.: Deleuze, Gilles: Postskriptum über die Kontrollgesellschaften, in: ders.: Unterhandlungen 1972-1990, Frankfurt am Main 1993
8 Zum Kabelwerk in Wien/Meidling siehe: www.kabelwerk.at und den AnwohnerInnen-Blog www.mykabelwerk.com.
9 Zur Arbeit von red park siehe: www.red-park.net; das performative Mapping des Kabelwerks wurde dokumentiert unter: www.redparkkabelwerk.blogspot.com
10 Bilder und ein weiterer Text zu dieser Aktion finden sich im genannten Blog.
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Dokumentation http://www.citydataexplosion.de/2009/12/16/dokumentation/ http://www.citydataexplosion.de/2009/12/16/dokumentation/#comments Tue, 15 Dec 2009 23:01:41 +0000 ulf_t http://www.citydataexplosion.de/?p=185 Wir haben Bilder, Texte und weitere Spuren zusammen getragen, die während oder im Anschluß des Projektwochenendes entstanden sind. Arbeitsprozesse und -ergebnisse der Projektgruppen sowie Erkundungen und Aktionen im Stadtraum und die Veranstaltungen sind hier zusammengefasst.

Die nächste Zeit wird diese Sammlung um weitere Texte ergänzt werden, die in der Folge des Projekts entstanden sind.

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My Wonderful Geostory & Feldmesslabor

Wie bewegen wir uns durch die Stadt und was nehmen wir dabei wahr? Im Blickfeld von My Wonderful Geo-Story steht das erzählerische Kartieren von Erlebnissen und Beobachtungen und das Wahrnehmbarmachen von Bewegung im öffentlichen Raum. Mit GPS-Geräten wurden während der Rundgänge durch die Stadt Wegmarken und Bewegungslinien aufgezeichnet und als Karten dokumentiert. Gemeinsam mit dem Feldmesslabor wurden elektrische, magnetische und elektromagnetische Felder gemessen und aufgezeichnet. Die Kombination von Kartierung und Wellenmessung und eine Verknüpfung der Daten ermöglicht eine Vorstellung unterschiedlicher, sich überlappender Kommunikationen und Bewegungen in Raum und Zeit.

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Live.Plugged

Software-Programmierung als Prozess einer experimentellen Aneignung von Kontrolltechnologie stellt das Projekt von Nick Brodina dar. Überwachungsbilder wurden durch ihre Transformation in abstrakt visualisierte Datenströme ihrer Funktion einer kontrollstaatlichen Beobachtung entzogen. Erfahrbar wurde dies u.a. in der Bar Hedy Lamarr: die von einer Kamera beobachteten Besucher_innen einer Sitzgruppe wurden zu Akteur_innen einer virtuellen Skulptur.

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Haben Hafen

Was macht ehemalige Hafenviertel für die aktuelle Stadtentwicklungspolitik so attraktiv? Und welche (Wunsch-)Bilder einer Stadt werden hier (medial) vermittelt und inszeniert? In einem Stadtspaziergang mit city.crime.control (c3) wurde die Überseestadt in Bremen unter diesen Fragestellungen erkundet. In Zusammenarbeit mit der Reihe Unternehmen Stadt Übernehmen diskutierten Sybille Bauriedl, Tobias Höpner und c3 am Beispiel der Überseestadt, der Hamburger Hafencity und der Mediaspree in Berlin Bedingungen und Auswirkungen städtebaulicher Umstrukturierungen von Hafen- und Flußquartieren.

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Zinken 2.0

Hybridvideotracks greifen mit Zinken 2.0 das Prinzip der historischen Geheimzeichen, mit denen sich Bettler, Landstreicher und Tagelöhner seit dem Mittelalter verständigt haben, neu auf. Welche Zeichen können heute im öffentlichen Raum Informationen vermitteln, die wir interessant, hilfreich oder witzig finden? Während des Wochenendes wurden neue Zeichen entwickelt, die urbane Orte, Entwicklungen und Zustände kommentieren. Einige von ihnen sind im Austausch mit den beteiligten Projektgruppen entstanden oder spontan während der Rundgänge, in denen der Stadtraum mit alten – immer noch aktuellen – und neuen Zeichen “gezinkt” wurde.

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Reclaim the streets sportiv? Warum nicht. Öffentliche Räume sind umkämpft, real wie virtuell. Und Tennis nicht nur ein Sport für Privilegierte.  Schnell geschaffene Tennisplätze für alle knüpften an (fast vergessene?) Interventionsformen wie Reclaim the Streets! und Innenstadtaktionen an, um zu erkunden, wie öffentlich Räume noch sind und wie Öffentlichkeit [temporär] wiederhergestellt werden kann.

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Wüste des Realen

Eine Aussichtsplattform am Rand der Bürgerweide. Ein Beitrag des Projekts »Me, Myself and the Media« im Rahmen des Festivals “digitales freiland” des Kulturzentrum Schlachthof, Bremen

Die Kontrolle der Räume

Auftakt des Wochenendes bildete eine Veranstaltung am Donnerstag, 24.9 mit Vorträgen und einer Diskussion zur Kritik an kontrollgesellschaftlichen Entwicklungen.

Dazu zwei Mitschnitte von der Veranstaltung:

  • Beitrag von Peer Stolle, Rechtsanwalt, Berlin (Audiomitschnitt, 18:45)
  • Beitrag von Lars Schmid, Theoretiker und Performancekünstler, Wien (Audiomitschnitt, 13:24)

Update: Siehe auch die Textversion des Beitrags von Lars Schmid: Im Reich des polizeilichen Zartgefühls


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Wohnen, Gewerbe, Gemüse http://www.citydataexplosion.de/2009/11/23/wohnen-gewerbe-gemuse/ http://www.citydataexplosion.de/2009/11/23/wohnen-gewerbe-gemuse/#comments Mon, 23 Nov 2009 12:07:10 +0000 ulf_t http://www.citydataexplosion.de/?p=217

city.crime.control hat ihre Kritik an städtischen Entwicklungsprojekten am Beispiel der Bremer Überseestadt und der Hamburger Hafencity  in einem Text zusammengefasst, der in der Dezember/Januar-Ausgabe der Bremer Zeitschrift zett erschienen ist:

Wohnen, Gewerbe, Gemüse

Der Umzug der Hochschule für Künste 2003 in den Speicher XI markiert eine Neuorientierung des durch diverse Investitionsruinen angeknacksten Planungsdenkens der Stadt. Kultur, in den ersten Entwürfen zur Überseestadt ein eher unbestimmter Aufwertungsfaktor, wurde nun zum Motor der Stadtteilentwicklung. Das Ensemble aus Speicher XI und dem benachbarten Gemüse-Grossmarkt (sic!) zeugt noch heute davon, wie abrupt der Übergang von der alten Planung zur neuen verlief.

Damit löste sich die Überseestadt auch von der Hamburger HafenCity, die bis dahin als ein Vorbild innerhalb eines internationalen Trends zur Revitalisierung von Industriebrachen vor allem an Gewässerrändern gedient hatte. Dort wurde seit 1997 ein neuer Stadtteil am Reißbrett entworfen, mit exklusiven Büros, Wohnungen und einem Kulturleuchtturm (Elbphilharmonie).In Bremen sollte zunächst um die bestehenden Reste der Hafenwirtschaft herum eine ähnliche Nutzungsmischung entstehen.

Nun wurde eine umfassende Imagekampagne lanciert, die die Überseestadt als modern, kreativ und lebendig darstellt, bevor auch nur das erste Wohnhaus fertig ist. Betriebe der Kreativwirtschaft wurden durch anfängliche Dumpingmieten gelockt und tragen dazu bei, das Bild zu festigen. Kritik regt sich bisher nur bei VertreterInnen der “Medienmeile” zwischen Weser-Kurier und Radio Bremen, die eine ähnliche Imageverfestigung für ihr Quartier planten und jetzt das Nachsehen haben, sowie bei der Hafenwirtschaft, die befürchtet, die neuen NutzerInnen werden die alten wegen derer Lärm- und Gestanksemissionen behelligen.

Wer sich auf den Werbewebseiten zur Überseestadt umguckt, findet Animationen und Computergrafiken, die den Ton vorgeben, den der neue Stadtteil treffen soll: Alterslose, gut gekleidete MacherInnen tummeln sich zwischen tatsächlich geplanten “Bürolofts” und modern wirkenden Platzhaltern, die in Ermangelung echter Pläne Bebautheit simulieren. Die Stimmung erinnert an den Mittelmeerurlaub in den Siebzigern, nur mit Büros dazwischen. Der “Grossmarkt” wird, weil weder zukunftsweisend noch malerisch, ganz ausgeblendet.

Die simulierte Klientel hat sich, durch die Anreize für die Kreativwirtschaft, tatsächlich bereits angesiedelt, soweit es sich dort schon siedeln lässt. Die Mieten steigen, nicht nur für die Büros, auch die für die Wohnsiedlung am “Weserufer” haben sich seit Vorstellung der ersten Baupläne mehr als verdoppelt. Dafür gibt es dort echtes südländisches Flair bis hin zu Außenventilatoren – inklusive Schatten vom Hochhaus am Südende.

Die bisherige Entwicklung der Überseestadt lässt sich auch als virtuelle Gentrifizierung beschreiben: Ein abgewirtschafteter Stadtteil wird durch relativ zentrale Lage und billige Mieten interessant für Kreative, entwickelt dadurch einen guten Ruf und zieht schließlich wohlhabendere Gruppen an, die die früheren, ärmeren Mieter verdrängen. Die ersten Stufen dieser Entwicklung finden hier aber weitgehend als Imageproduktion statt, die letzte ist erreicht, wenn die erste wirkliche Wohnung bezogen wird. Das ist praktisch, geht schneller, macht weniger Dreck, und es muss niemand vertrieben werden.

Jetzt ergibt sich auch wieder eine Annäherung an die HafenCity: die dortigen Bewohner sind wohlhabende, gesetzte “Re-Urbaniten”, die ihren Lebensabend in zentraler Lage, aber ohne die Zumutungen des wirklichen Stadtlebens verbringen wollen. In Bremen wie in Hamburg entsteht so weniger ein Stadtteil als vielmehr die Simulation von Stadt.

Christian Vähling, city.crime.control

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Audio-Mitschnitt  Haben Hafen vom 26.09.09 http://www.citydataexplosion.de/2009/10/30/audio-mitschnitt-haben-hafen-vom-26-09-09/ http://www.citydataexplosion.de/2009/10/30/audio-mitschnitt-haben-hafen-vom-26-09-09/#comments Fri, 30 Oct 2009 14:43:22 +0000 ulf_t http://www.citydataexplosion.de/?p=175 IMG_2962_k

Am Freitag, 26.9 fand im Rahmen von “Me, Myself & the Media” die Vortrags- und Diskussionsveranstaltung “Haben Hafen” zu städtischen Umstrukturierungen von Hafen- und Flußquartieren statt.

Dieser Abend war zugleich der Auftakt der bundesweiten Veranstaltungsreihe “Unternehmen Stadt übernehmen” des BUKO-Arbeitsschwerpunkt StadtRaum (Die zweite Veranstaltung “Kulturhauptstadt Ruhr2010: land for free :: land for what?“  fand Ende Oktober in Mülheim/Ruhr statt und ist bei Indymedia dokumentiert).

Wir dokumentieren hier den 85-minütigen Mitschnitt der “Haben Hafen”-Veranstaltung:

Beteiligte:

* Anna Richter (c3, Leeds)
* Sybille Bauriedl (Hamburg)
* Tobias Höpner (Media Spree versenken!, Berlin)
* Christian Vähling (c3, Bremen)

Der Mitschnitt wurde von Roger Buna, MyRecording erstellt und bearbeitet, vielen Dank!

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Fotos vom Projektwochenende http://www.citydataexplosion.de/2009/09/29/163/ http://www.citydataexplosion.de/2009/09/29/163/#comments Tue, 29 Sep 2009 12:22:00 +0000 ulf_t http://www.citydataexplosion.de/?p=163 Hier ein paar erste, flüchtig ausgewählte Bilder von Me, Myself & the Media. Mehr Fotos stellen wir die nächsten Tage zusammen.

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Offenes Kartieren. Input von My Wonderful Geostory

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"Hier entsteht nichts" Schild von city.crime.control in der Überseestadt

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Vor den Veranstaltungsräumen

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Feldmesslabor

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Zinken "Achtung Wellenmessung"

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"Wir hätten euch niemals erlauben sollen, eigene Simulationsmodelle zu entwickeln."

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Arbeitsbereiche der Projektgruppen

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Tweetwall

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Tägliche Programmvorschau

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Rundgang durch die Überseestadt mit Zinken "Vorsicht, extrem hohe Mieten!"

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Offenes Funknetz mit Wäscheleine-DHCP

Update: Unter http://twitpic.com/photos/abzinken gibt es eine Übersicht über die am Wochenende entwickelten Zinken.

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die stadt abzinken! beteiligt euch! http://www.citydataexplosion.de/2009/09/25/die-stadt-abzinken-beteiligt-euch/ http://www.citydataexplosion.de/2009/09/25/die-stadt-abzinken-beteiligt-euch/#comments Fri, 25 Sep 2009 12:24:27 +0000 ulf_t http://www.citydataexplosion.de/?p=135 Vorsicht, nichts Interessantes!

Vorsicht, nichts Interessantes!

wir, hybrid video tracks, sind eingeladen uns am kommenden Wochenende
(25.9.-27.9) in Bremen mit einem Projekt bei “Me, Myself & The Media” zu
beteiligen. Unter http://www.citydataexplosion.de/ findet ihr mehr über
das öffentliche Labor zur kritischen Untersuchung der Wechselwirkungen
von (elektronischen) Medien und öffentlichen, urbanen Räumen.

Wir würden uns freuen wenn ihr Euch an unserem Projekt “Zinken 2.0″ via
e-mail bzw. twitter beteiligt!

Zinken 2.0 greift das Prinzip der historischen Geheimzeichen, mit denen
sich Bettler, Landstreicher und Tagelöhner seit dem Mittelalter
verständigt haben, neu auf. Zinken 2.0 stellt die Frage danach, welche
Zeichen und Informationen wir im öffentlichen Raum tatsächlich
interessant, hilfreich oder witzig finden würden. Statt
gebäudeumspannender Megaposter von H&M oder den
GPS-Navigator-Hinweisen zur nächsten Shopping-Mall würde uns eine
Information darüber, ob in einem Haus oder bestimmten Straßenzug die
Mieten überdurchschnittlich stark steigen oder ob die Arbeitsbedingungen
in einem bestimmten Geschäft oder Unternehmen außergewöhnlich schlecht
sind vielleicht mehr interessieren. Vielleicht ist es aber auch schon
hilfreich zu wissen, in welchem Cafe der Latte einfach nicht schmeckt,
oder in welchem Supermarkt das Containern immer noch problemlos
funktioniert.

Welche Informationen, Hinweise fändet ihr nützlich oder auch nur
amüsant? Schickt uns Eure Zinken!

Entweder als Graphik oder als schon in Eurer Stadt aufgebrachte und
fotographierte Zinken.

Das Bild muss per e-mail an abzinken.6301@twitpic.com gesendet werden.
Die Bedeutung des Zinkens muss im Betreff der e-mail stehen und wird
dann als Bildunterschrift angezeigt.Wenn ihr dann noch ein ” #mmm3 ” in
der Betreffzeile anfügt, erscheint Euer Foto oder Zinkenvorschlag
während des Wochenendes automatisch auf der twitterwand die über der Bar
projeziert wird. … ;)
(Damit die Bildunterschrift bei Twitpic komplett angezeigt wird, müsst
ihr eure Mail in der Zeichenkodierung Unicode (UTF-8) versenden. Das
könnt ihr in eurem Mailprogramm unter Einstellungen/Zeichenkodierung
entweder für alle mails oder nur für einzelne festlegen.)

Alle Bilder könnt Ihr unter http://twitpic.com/photos/abzinken ansehen.
(Um den gesamten Zinken zu sehen müßt ihr allerdings in der Liste auf
der Startseite das jeweilige Bild anklicken, da dort oft nur ein
Ausschnitt zu sehen ist.)

Im Rahmen des Me, Myself & The Media-Wochenendes werden wir also
historische Zinken wiederbeleben, gemeinsam mit Euch neue erfinden und
diese schließlich während eines Stadtspaziergangs im öffentlichen Raum
sichtbar machen.

mehr:
http://www.citydataexplosion.de/wiki/Zinken2.0
http://www.hybridvideotracks.org

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http://www.citydataexplosion.de/2009/09/25/die-stadt-abzinken-beteiligt-euch/feed/ 1